Raspberry Pi Zero 2

Ende Oktober 2021 ist die Raspberry-Pi-Familie um ein weiteres Mitglied gewachsen: Der Raspberry Pi Zero 2 löst die vorangegangenen Zero-Modelle ab. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die wesentlich schnellere CPU im System-on-a-Chip (SoC) mit der Bezeichnung BCM2710A1. Dahinter versteckt sich eine Variante des SoC aus dem Raspberry Pi 3. Der Zero 2 glänzt jetzt mit 4 Cores und einer Taktfrequenz von 1 GHz. Damit ist die Rechenleistung um ein Vielfaches höher als bisher.

Persönlich war meine größte Befürchtung, dass sich die höhere Geschwindigkeit auch in einer spürbar höheren Leistungsaufnahme widerspiegeln würde. Tatsächlich ist dies aber laut Messungen von hackaday.com nur teilweise der Fall. Zwar fließen unter Volllast knapp 450 mA Strom (entspricht einer Leistungsaufnahme von 2,2 W). Die Leistungsaufnahme ist damit fast 2,5 mal höher als bei den bisherigen Zero-Modellen. Errechnet man allerdings die CPU-Leistung pro Watt, dann ist der Zero 2 der effizienteste Minicomputer, den die Raspberry Pi Foundation bisher produziert hat. Im Leerlauf sind Zero und Zero 2 fast genauso sparsam (rund 0,4 W beim Zero, rund 0,5 W beim Zero 2).

Raspberry Pi Zero 2, Sicht von oben

Wenn Ihnen die maximale Leistungsaufnahme des Zero 2 zu hoch ist, können Sie durch einen Kernel-Option drei der vier Cores sperren. Damit sinkt die Leistungsaufnahme unter Volllast auf die Hälfte, die Geschwindigkeit allerdings auf ein Viertel. Details dazu können Sie im Blog von Jeff Geerling nachlesen.

Eigener Test

Ich habe den Zero 2 mit Raspberry Pi OS Lite (Bullseye) ausprobiert. Eigentlich wollte ich Hostnamen, WLAN und SSH-Zugang vorweg im Raspberry Pi Imager konfigurieren; beim ersten Versuch hat dies überhaupt nicht funktioniert. Beim zweiten Versuch wurden immerhin der Hostname und das Passwort korrekt gesetzt, aber die WLAN-Verbindung funktionierte wieder nicht. Es ist mir nichts anderes übrig geblieben, als den Zero 2 an einen Monitor und eine Tastatur anzuschließen und die Konfiguration manuell in raspi-config vorzunehmen. Das ist ärgerlich, weil gerade der Zero 2 mit seinen wenigen und exotischen Anschlüssen für eine Headless-Installation prädestiniert ist.

Nachdem diese Hürden gemeistert waren, verhielt sich der Zero 2 unauffällig. Gemessen daran, dass es sich um ein Zero-Modell handelt, läuft der Mini-Computer verblüffend schnell und (z.B. während Updates) ohne unangenehm heiß zu werden.

Eckdaten

  • Größe: 65 mm x 30 mm
  • SoC: BCM2710A1, 4 Cortex-A53-Cores
  • RAM: 512 MByte
  • Anschlüsse: 2 x Micro-USB (1 x Stromversorgung, 1 x Daten), Mini-HDMI, Mini-Kameraanschluss (erfordert Adapter)
  • WLAN 2,4 GHz 802.11b/g/n
  • Bluetooth 4.1
  • Leistungsaufnahme: 0,4 W (Leerlauf) bis 2,2 W (alle 4 Cores unter Volllast)
  • 40 GPIOs (Lötkontakte, keine Steckerleiste!)

Beachten Sie, dass sämtliche Zero-Modelle, also auch der neue Zero 2, mit einem Mini-HDMI-Anschluss ausgestattet sind. Der Raspberry Pi 4B verwendet dagegen Micro-HDMI. Sie brauchen also für den Zero 2 ein eigenes Kabel oder einen Adapter.

Raspberry Pi Zero, Sicht von unten

Preis

Das ursprüngliche Zero-Modell wurde ursprünglich als Raspberry Pi für nur fünf Euro beworben. Tatsächlich war er aber nur schwer zu diesem Preis erhältlich (und wenn, dann nur bei der Abnahme hoher Stückzahlen). Beim Zero 2 sieht es aktuell noch schlimmer aus: Laut geizhals ist das Gerät aktuell (Dez. 2021) generell schwer erhältlich und kostet beachtliche 30 Euro — Schnäppchen ist das keines! Der hohe Preis hat mit Corona, dem allgemeinem Chip-Mangel, dem Brexit etc. zu tun, ist also nicht unbedingt die Schuld der Raspberry Pi Foundation. Trotzdem: Wer den Zero 2 kauft, tut dies sicher nicht wegen des günstigen Preises, sondern weil er/sie einen winzigen, leistungseffizienten, Pi-kompatiblen Mini-Computer sucht.

Fazit

  • tolle Hardware, aber mit 512 MB RAM nicht Desktop-tauglich
  • aktuell viel zu teuer
  • Headless-Inbetriebnahme gescheitert
  • ärgerliches Wirrwarr bei den HDMI-Buchsen

Links/Quellen