Ubuntu MATE 15.10 auf dem Raspberry Pi 2

Nach wie vor bietet die MATE-Variante von Ubuntu die beste Unterstützung für den Raspberry Pi. Vorausgesetzt wird die Version 2 mit einer ARMv7-CPU. Die älteren Modelle, aber auch das neue Zero-Modell enthalten dagegen ein System-on-a-Chip mit ARMv6-Architektur, das nicht kompatibel zu Ubuntu ist.

Die Hardware-Unterstützung für den Raspberry Pi hat sich in der aktuellen Version stark gegenüber Ubuntu MATE 15.04 verbessert. Einzig raspi-config oder ein vergleichbares Konfigurationswerkzeug fehlt noch.

Installation

Zur Installation laden Sie das MATE-Image von https://ubuntu-mate.org herunter, dekomprimieren es mit bunzip2 und übertragen es auf eine leere, zumindest 4 GByte große SD-Karte.

Beim ersten Start erscheint ein Installationsassistent, in dem Sie die gewünschte Sprache, die Zeitzone, das Tastaturlayout und schließlich den Rechnernamen und Ihre Account-Daten einstellen. Die nachfolgenden, automatisch ausgeführten Konfigurationsarbeiten dauern ein paar Minuten.

Danach erscheint direkt die Login-Box, die in den MATE-Desktop führt und bei Linux-Veteranen Erinnerungen an das Gnome-2-Zeitalter weckt. Der Desktop sieht gut aus und lässt sich einfach bedienen. Insgesamt ist die Oberfläche aber schwerfälliger als unter Raspbian, das stärker auf bestmögliche Performance optimiert ist.

Der MATE-Desktop von Ubuntu MATE 15.10 auf einem Raspberry Pi 2
Der MATE-Desktop von Ubuntu MATE 15.10 auf einem Raspberry Pi 2

SD-Karte vollständig nutzen

Egal, wie groß die SD-Karte ist, Ubuntu MATE nutzt anfänglich nur knapp die ersten 4 GByte. Um die ganze Karte zu nutzen, müssen Sie die zweite Partition der SD-Karten löschen und dann neu erstellen, wobei der Startsektor gleich bleiben muss. Das folgende Listing illustriert die Vorgehensweise. Die Eingaben sind mit <---- markiert.

sudo fdisk /dev/mmcblk0
  Welcome to fdisk (util-linux 2.26.2).
Command (m for help): p <----
  Disk /dev/mmcblk0: 7,4 GiB, 7969177600 bytes, 15564800 sectors
  Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
  Sector size (logical/physical): 512 bytes / 512 bytes
  I/O size (minimum/optimal): 512 bytes / 512 bytes
  Disklabel type: dos
  Disk identifier: 0x6daf3206
  Device         Boot  Start     End Sectors  Size Id Type
  /dev/mmcblk0p1 *      2048  133119  131072   64M  c W95 FAT32 (LBA)
  /dev/mmcblk0p2      133120 7679999 7546880  3,6G 83 Linux

Command (m for help): d  <----
Partition number (1,2, default 2): 2 <----
Partition 2 has been deleted.

Command (m for help): n <----
Partition type
   p   primary (1 primary, 0 extended, 3 free)
   e   extended (container for logical partitions)
Select (default p): p <----
Partition number (2-4, default 2): 2 <----
First sector (133120-15564799, default 133120): <---- (einfach Return drücken)
Last sector, +sectors or +size{K,M,G,T,P} (133120-15564799, 
  default 15564799):  <----  (einfach Return drücken)
Created a new partition 2 of type 'Linux' and of size 7,4 GiB.

Command (m for help): p <----
  Disk /dev/mmcblk0: 7,4 GiB, 7969177600 bytes, 15564800 sectors
  ...
  Device         Boot  Start      End  Sectors  Size Id Type
  /dev/mmcblk0p1 *      2048   133119   131072   64M  c W95 FAT32 (LBA)
  /dev/mmcblk0p2      133120 15564799 15431680  7,4G 83 Linux

Command (m for help): w  <----
  The partition table has been altered.
  Calling ioctl() to re-read partition table.
  Re-reading the partition table failed.: Device or resource busy
  The kernel still uses the old table. The new table will be used
  at the next reboot or after you run partprobe(8) or kpartx(8).

Nach einem Neustart müssen Sie auch das Dateisystem an die vergrößerte Partition anpassen:

sudo reboot
sudo resize2fs /dev/mmcblk0p2

Neu in Ubuntu MATE 15.10

Im Vergleich zu MATE 15.04 gibt es natürlich die üblichen Versions-Updates, auf die ich hier nicht eingehe. (Eine Zusammenstellung der wichtigsten Versionsnummern von Ubuntu 15.10 finden Sie hier.) Davon abgesehen gibt es aber einige Raspberry-Pi-spezifische Neuerungen, die durchaus von Interesse sind:

  • Ubuntu MATE verwendet jetzt so wie aktuelle Raspbian-Versionen Kernel Device Trees. Zur Nutzung spezieller Hardware-Komponenten oder -Funktionen muss wie in Raspbian /boot/config.txt geändert werden. Details sind in der Datei /boot/overlays/README ausführlich beschrieben.

  • Das neue Kommando raspi-gpio aus dem gleichnamigen Paket bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, GPIOs auszulesen bzw. zu verändern. Es gibt zwar keine man-Seite, dafür liefert raspi-gpio einen recht ausführlichen Hilfetext. Die GPIOs werden in der Broadcom-Nomenklatur adressiert, nicht über Pin-Nummern! Das Kommando muss mit root-Rechten (mit sudo) ausgeführt werden.

  • Das RPi.GPIO-Modul zur Python-Programmierung ist jetzt standardmäßig für die Pyhton-Versionen 2 und 3 installiert. Anders als unter Raspbian erfordert die Nutzung der RPi.GPIO-Funktionen aber weiterhin root-Rechte.

  • Auch die wiringpi-Bibliothek samt dem Kommando gpio ist standardmäßig installiert. Dieses Kommando kann die GPIO-Funktionen auch ohne root-Rechte steuern.

  • Der SSH-Server ist standardmäßig installiert und aktiv.

Unterschiede zu Raspbian

Vom Desktop einmal abgesehen gibt es einige weitere grundlegende Unterschiede zwischen Raspbian und Ubuntu MATE:

  • Die Konfigurationshilfe raspi-config steht nicht zur Verfügung, weder als Kommando noch als grafische Benutzeroberfläche. Zur Konfiguration ist daher mehr Handarbeit und Know-how erforderlich.

  • Die Ausführung von sudo erfordert die Angabe des Login-Passworts. Wenn Sie das stört, können Sie /etc/sudoers entsprechend anpassen. Sicherer ist aber definitiv der Ansatz von Ubuntu!

  • Die Pakete für Mathematica und die Wolfram Language stehen nicht zur Verfügung.